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Leni Klum & Co.: Faszination Prominenten-Kids - WELT

Heidi Klums Tochter Leni in der "Vogue"
Leni Klum, fotografiert für die deutsche „Vogue“
Quelle: dpa/Chris Colls

Wie sich die Zeiten verändern: Früher einmal wurden die Töchter des internationalen Jetsets nach Paris zum Bal de Débutantes geschickt (2011 zum Beispiel Tallulah Willis, genau, die Tochter von Bruce), um sich dort mit all ihren Vorzügen für schillernde Lebensläufe zu empfehlen.

Heute sind es das erste Magazin-Shooting, der erste Laufsteg-Walk, die erste Filmrolle, mit denen hypererfolgreiche Showbiz-Eltern wie Kate Moss, Cindy Crawford oder Heidi Klum ihre Kinder in die Mündigkeit entlassen: Nun lauf, mein Liebling, und erkunde, was die Glitzerwelt für dich zu bieten hat!

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Heidis Tochter

Besser hätte Heidi Klum ihre Tochter Leni insofern nicht in die Gesellschaft einführen können als mit dem gemeinsamen Cover-Auftritt auf der deutschen „Vogue“. Die 16-Jährige ist nun mit einem satten Startvorsprung in der Mode-High-Society unterwegs. Das Interesse an Tochter Klum ist enorm. „Vogue“ hat das natürlich antizipiert und das Cover-Shooting mit allerlei digitalen Häppchen angereichert, die dem Publikum Leni Klum als Person näherbringen sollen.

In einem Instagram-Video tanzt Leni um ihre Mutter herum, in einem längeren Filmchen erklären die beiden ihr Mutter-Tochter-Verhältnis. Heidi sei eine „perfekte“ Mutter, sagt Leni, die beiden seien „besties“, also beste Freundinnen. Heidi schätzt an ihrer Tochter deren Energie (ganz ehrlich: Wenn man mit 16 keine Energie hat, wann denn dann!), bemängelt aber Lenis Deutschkenntnisse: „Du hättest besser zuhören müssen!“ Höhepunkt der Berichterstattung: In einem Onlineartikel werden elf Fakten zusammengetragen, die, so das Versprechen, „überraschen“ werden. Fakt Nummer sieben: Leni kennt ihre derzeitigen Klassenkameraden nur aus Zoom-Konferenzen, weil: Pandemie.

Woher kommt die Faszination?

Es ist nicht die Schuld der „Vogue“-Redakteure, dass Leni nichts Spannenderes berichtet. Sie ist 16 Jahre alt. Ein altersentsprechend etwas alberner Teenager eben, der zufällig eine berühmte Mutter hat, sich ansonsten aber zurecht hauptsächlich für den aktuellen Boyfriend interessiert. Und ja, es gibt 16-Jährige, die die Welt verändern, aber das kann nun nicht die Durchschnittserwartung an ein Highschool-Mädchen sein.

Umso erstaunlicher ist die Faszination, die nicht nur Leni Klum, sondern Prominenten-Kindern im Allgemeinen entgegengebracht wird. Man muss bisweilen von einer regelrechten Obsession sprechen, mit der die Heranwachsenden ins Visier genommen werden: Um Persönlichkeitsentwicklung geht es jedenfalls meist nicht, wenn Klatschmagazine die Ähnlichkeit zwischen berühmten Eltern und Kindern beurteilen und bei Wohlgefallen einen „amazing“ Genpool bescheinigen. So geschehen in den vergangenen Jahren etwa bei Lily-Rose Depp, Tochter von Johnny und Vanessa Paradis, sowie bei Lila Grace Moss, Tochter von Kate – und Ava Phillippe, Reese Witherspoons Tochter, sieht nun wirklich genau aus wie ihre Mutter!

Gibt’s nichts Interessanteres? Ja, doch, natürlich! Anschlussfrage: Und warum klickt man dann trotzdem durch Videos und Interviews mit Heidi und ihrer Tochter, einfach, um mal zu gucken?!

Gossip seit Menschengedenken

Nun, die Menschheit hat sich schon immer fürs Schicksal anderer begeistern können. Ganz besonders gern für das Schicksal von Menschen, die irgendwie über den Angelegenheiten von Normalos zu schweben scheinen. Menschen von einer Prominenz, die man nicht erklären muss: Kaiser, Könige – A-List-Celebrities. Auch wegen der voyeuristischen Anteilnahme der Bevölkerung halten sich in Großbritannien noch die Royals. Im Grunde ist Leni Klum sogar ein klitzekleines bisschen mit Prinz George zu vergleichen: Beide treten gewissermaßen dereinst die Thronfolge an.

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Kleiner Scherz. Schon klar, das öffentliche Interesse an Prominenten-News, Klatsch und Tratsch wird in Corona-Zeiten natürlich noch schneller getriggert als sonst; es ist ja nicht viel los, die private Gossip-Klitsche hat in den meisten Fällen den Geist aufgegeben (der Gerüchtetransport läuft ohne Großraumbüros und Marktstandbesprechungen nicht mehr reibungslos). Dann müssen eben Prominente und deren Kinder für den sozialen Vergleich herhalten. Schließlich lässt der Nachwuchs doch gewissen Rückschlüsse auf das Tun und Denken der Eltern zu: Wie die Heidi das wohl mit den Kindern hingekriegt hat? Beruflich erfolgreich ist sie ja, aber privat hat ja wohl auch nicht immer alles geklappt!

Die mal heimliche, mal offensive Freude am Urteil ist es letztlich, die die Kinder von Prominenten fürs Silbertablett der Gossip-Welt prädestinieren. Dass Medien und Rezipienten das Interesse an Leni, Lily-Rose & Co. in wechselseitigem Einvernehmen ins Extreme pushen, verrät deshalb mehr über die menschliche Natur als über die jungen Leute oder eben ihre Eltern: Die allerallermeisten von uns sind schlicht sehr viel voreingenommener und neugieriger, als wir jemals zugeben wollen.

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