Der Peugeot 404 revolutionierte Design und Image der Marke und wurde stilprägend für eine ganze Automobilepoche - von Afrika bis Amerika.
Im Frühsommer 1960 präsentierte Peugeot das vom italienischen Stardesigner Pininfarina eingekleidete Mittelklassemodell 404. Ein italienischer Maßanzug mit raffiniert integrierten Heckflossen. Der 404 stand für repräsentative Limousinen und riesige, bis zu achtsitzige Kombis, später auch Pick-ups und Nutzfahrzeuge sowie Coupés und Cabriolets. Das ganze kombiniert mit zuverlässiger Technik.
Auch wenn die 404-Modelle in Deutschland durchaus Schwachstellen zeigten, etwa wenn es um Korrosionsschäden nach nur wenigen Streusalz-Wintern ging, die Lobeshymnen der Presse waren enthusiastisch. Tatsächlich sprengte die Trapezform des Peugeot 404 sogar Mauern, denn die traditionell frankophil eingestellte politische Führung der DDR begeisterte sich so sehr für den 404, dass der kleine Trabant 601 dessen Trapezkonturen zitierte, wie eine Peugeot-Hauspostille nicht ohne Stolz preisgab.
In den späten fünfziger Jahren lösten sachlich, leicht unterkühlte Formen die Ära oft schwülstig-barocker Linien ab. Chromornamente wurden sparsamer eingesetzt und die Linienführungen gestrafft. So präsentierte sich der 404 als edles Auto, das hierzulande sogar gegen die süddeutschen Premium-Platzhirsche mit Stern und Flosse Achtungserfolge erzielte. Und die ebenfalls von Pininfarina gezeichneten und ab 1961 auch produzierten 404 Coupés und Cabriolets zitierten sogar souverän Linien von Supersportwagen aus Maranello. Damals fast einzigartig war zudem die Vielfalt der 404-Familie. Auf Limousine, Coupé und Cabrio folgten Break (Kombi), sieben- bis achtsitziger Familiale, nutzwertiger Commerciale, Pick-up sowie Kabine und Fahrgestell für über 30 unterschiedliche Spezialaufbauten – eine breite Palette, die für jede Lebenssituation, Einsatzzweck und Absatzmarkt das richtige Fahrzeug bot.
Nicht nur Eleganz und Qualität unterstrichen die Sonderstellung des Peugeot 404 am Markt. Auch mit innovativen Motoren, darunter einem der weltweit ersten Großserienbenziner mit Einspritzung und einem 404 Diesel, der 40 Geschwindigkeits-Weltrekorde aufstellte, blies Peugeot nach Jahrzehnten erstmals wieder erfolgreich zum Angriff auf das automobile Oberhaus. Neben den Mercedes 190 D und 200 D waren die Peugeot Selbstzünder damals die einzigen in echter Großserie gebauten Diesel. Tatsächlich legte der 404 sogar die Basis für Peugeots Aufstieg zum weltgrößten Dieselmotorenhersteller.
Klar, dass sich auch die Reichen und Mächtigen gerne in dieser – bis auf Coupé und Cabrio – bezahlbaren Haute Couture des Karosseriedesigns zeigten. Frankreichs Präsident Charles de Gaulles präsentierte die neuen Peugeot Staatsgästen stolz auf dem Pariser Salon und Königin Beatrix und Prinz Claus der Niederlande vertrauten ebenso auf eine Peugeot 404 Limousine wie Fürst Rainier III. von Monaco und Fürstin Gracia Patricia, während in Deutschland im Haushalt von Helmut Kohl ein 404 treue Dienste verrichtete. Dagegen avancierten die Coupés und Cabriolets zu modischen Accessoires von Stars wie Brigitte Bardot, konnten es aber nicht verhindern, dass die Franzosen in den USA wie verglühende Sternschnuppen vom Himmel fielen nach einem kurzen kommerziellen Höhenflug. Für Highways ungeeignete Renault-Kleinwagen brachten alle französischen Modelle trotz einzigartiger Garantieversprechen in den Ruf ungenügender Qualität. Zu Unrecht: Der 404 errang global den Ruf der Unzerstörbarkeit, etablierte sich als Seriensieger der extremen Safari-Rallye und ist als bis 1991 gefertigter Pick-up noch heute auf afrikanischen Pisten im Arbeitseinsatz. Vor allem galt die bis 1975 millionenfach verkaufte 404 Limousine als erste elegante Alternative aus Gallien zu den mittelgroßen Mercedes. Eine Erfolgsstory, die der Peugeot 504 bereits seit 1968 fortschrieb – erneut in Pininfarina-Couture.
July 10, 2020 at 04:00PM
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60 Jahre Peugeot 404: Einer für die ganze Welt - Firmenauto
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